Interview: Im Gespräch mit dem Künstler Patrick Hartl

(Hamburg, 23.6.2016) Im Rahmen der aktuellen Ausstellung im ONLY ART CLUB “Stories from the layer collection” haben wir die Gelegenheit genutzt und dem teilnehmenden Münchener Künstler Patrick Hartl ein paar Fragen zu seiner Kunst, seinem Arbeitsprozess, etc. gestellt. Hier das Interview:

(Titel: C-Beams Glitter in the dark near the Tannhäuser Gate // Patrick Hartl, München)

Collage Patrick Hartl

ONLY ART CLUB (OAC):
Patrick, Du hattest in der letzten Zeit ein reichlich intensives Programm – Ausstellungen und Messeteilnahmen in München, Stuttgart und jetzt bei uns im ONLY ART CLUB in Hamburg. Wie siehst Du Deine Entwicklung in den vergangenen Jahren und welchen Einfluss hast Du dabei?

Patrick Hartl: Die Arbeit trägt endlich Früchte, seitdem ich mich ausschließlich mit der Kunst beschäftigte. Mittlerweile bin ich in der glücklichen Lage, dass die Galerien an mich herantreten und nach Kooperationen fragen.

Man positioniert sich als Künstler mit seiner Arbeit ja auch in einem gewissen Feld. In meinem Falle ist das der Bereich Urban Art und Urban Calligraphy. Die Anfragen bzw. das Feedback kommen natürlich meist aus diesem Umfeld. Man kann also durchaus sagen, dass ich mit meiner künstlerischen Positionierung einen gewissen Plan verfolge. Letztlich kommt es natürlich neben der Nachfrage vor allem auf die Verkäufe und den Ausbau des Netzwerkes an. Diese Entwicklung geht zum Glück ebenfalls seit einiger Zeit in die richtige Richtung.

 

OAC: Wie definierst Du Deinen künstlerischen Stil?

Patrick Hartl: Ich bin kein großer Freund von Definitionen. Aber wenn man darauf besteht, ich sehe mich in der abstrakten Malerei mit Ursprüngen in und Elementen aus Graffiti und Kalligrafie. Meine Wurzeln liegen im Graffiti. Schon in diesem Gebiet habe ich mich ausschließlich mit Schrift beschäftigt. Und seit ich im Design-Studium auch noch “Freie Kalligrafie” als Schwerpunkt gewählt hatte, zieht sich die Arbeit mit Schrift wie ein roter Faden durch meine kreative Laufbahn.

Darüber hinaus ist die Vielschichtigkeit in meinen Werken ein wesentlicher Fokus, der meine Arbeit ausmacht. Daher auch meine Zusage, als Ihr mich zur aktuellen Ausstellung im ONLY ART CLUB angefragt habt. Es geht ja diesmal um Schichtarbeiten, Collagen, Décollagen.

Mittlerweile ist es nicht mehr nur das fertige Kunstwerk, das mir wichtig ist. Der ganze künstlerische Prozess, die Experimente, Erfahrungen und die Lernprozesse spielen für mich eine wichtige Rolle.

 

OAC: Wie entstehen Deine Werke?

(Titel: Pedro offer you his protection (Detail) // Patrick Hartl, München)

Collage Patrick Hartl

Patrick Hartl: Im Grunde entstehen meine Arbeiten wie eine Wand draußen im urbanen Umfeld entstehen würde. Erst platziere ich relativ willkürlich mit der Sprühdose große Tags/Schriftzeichen, dann folgt eine Schicht mit Graffiti-Markern und Stiften. Das ganze wird teilweise wieder (leicht lasierend) überstrichen, Plakate und Aufkleber werden aufgebracht, wieder überschrieben bzw. übermalt. Anschließend werden Teile der neu entstandenen Oberflächen wieder abgerissen. Zum Schluss gibt es Feinarbeiten, d.h. ich ergänze das ganze mit ein paar gezielten Details. Übrig bleiben schließlich Fragmente des gesamten Arbeitsprozesses – eben, wie an einer Wand im öffentlichen Raum.

Nach über 20 Jahren Graffiti gibt es visuell gesehen für mich nichts, was ich mehr liebe als eine zehn Jahre alte Wand, die besprüht, gereinigt, wieder besprüht, überstrichen oder ausgebessert wurde. Genau diese Stimmung, dieser “Favor” ist es, den ich in meinen Arbeiten einfange und festhalte.

 

OAC: Was sind Deine Inspirationsquellen, woher nimmst Du Deine Ideen?

Patrick Hartl: Hauptsächlich beeinflussen mich wohl andere Künstler. Große Vorbilder waren und sind José Parlá, Niels SHOE Meulman, Futura, Delta, Zedz. SHEONE, Mr Jago und die restliche “Wizard Kings” Crew aus Großbritannien.

Aber vor allem sind es auch die Menschen um mich herum, die mich immer sehr inspirieren. Als alles mit einer Sprühdose losging, war die Münchener Graffiti-Legende ZROK lange eine Art Mentor für mich. Auch Freunde und Kollegen wie FLIN, Alexander Zöbisch (Starjump), Niklas Treugut und Robert Kaltenhäuser haben mich beeinflusst. Darüber hinaus liebe ich die Arbeiten von Illustratoren und Comic-Zeichnern wie Vaughn Bodé, Frank Frazetta, Philippe Druillet, Hayao Miyazaki oder auch Jean Giraud Moebius.

 

OAC: Woran arbeitest Du gerade?

Patrick Hartl: An einer Arbeit auf Leinwand speziell zur Veröffentlichung in der kommenden Buchpublikation “ART OF REBELLION #4“, einem umfangreichen Street-Art-Kompendium.

 

OAC: Welche Projekte sind für dieses Jahr noch in Planung?

Patrick Hartl: Es scheint das Jahr der Ausstellungen zu sein. Bis zum 16. Juli läuft noch die Ausstellung “Stories from the layer collection” im ONLY ART CLUB in Hamburg zusammen mit Robert Hoffmann. Für den Sommer sind einige Ausstellungen zusammen mit C100 geplant – voraussichtlich geht es nach Wien, Düsseldorf und München. Im Herbst geht es dann in die Schweiz, nach Mailand und nach Tokyo, wo gemeinsam Projekte mit den japanischen Künstlern IMAONE, SUIKO, MAMI und USUGROW anstehen.

Darüber hinaus wird TWYLA – die amerikanische Plattform für FINE ART PRINTS demnächst eine Auswahl hochwertiger und exklusiver Kunstdrucke meiner Arbeiten anbieten.

 

OAC: Wenn alles möglich wäre, welches Projekt würdest Du auf alle Fälle noch realisieren?

Patrick Hartl: Eine riesige Gruppenausstellung / Konferenz zum Thema “Schrift” zusammen mit allen Künstlern, die ich schätze – natürlich in meinem Lieblingsland Japan.

 

OAC: Vielen Dank für Deine Zeit und die Antworten.

Patrick Hartl: Gern geschehen.